Am Freitag, den 30.10.2015, fand im kunstGarten in Graz eine Filmvorführung zur Erinnerung an Pier Paolo Pasolini statt.
Der kunstGarten fördert, archiviert und produziert zeitgenössische Kunst und verbindet sie mit Wissenschaft und der Natur. Irmi Horn ist Leiterin und Geschäftsführerin des kunstGarten, in dem alle Sparten der zeitgenössischen Kunst Gehör finden. Das Wohnzimmer und der Lebensraum von Frau Horn werden zur Kunstausstellung. Frau Horn versucht ebenfalls, neue Zugänge zur Kunst zu schaffen. Sie bietet Zugang zu Musik, Theater, Literatur, Film und der bildenden Kunst. Die ausgesuchten Filme sind meistens Filme, die das Leben, Beziehungen und Notzustände untersuchen, aber auch ganze Völker untersuchen, Kriegsursachen aufbereiten, und das Ganze in Spielfilmqualität, wobei jedoch auch immer wieder Dokumentarfilme Platz finden.
„In erster Linie geht es um Spielfilme von ausgezeichneten Regisseurinnen und Regisseuren, die das Geschichtsskelett mit Fleisch füllen und den Menschen Einsichten vermitteln.“, so Irmi Horn.
Kunst ist ein Medium, wie die Natur-um die Mitwelt und Umwelt zu verstehen!-Irmi Horn
Irmi Horn ist 1945 geboren und kennt das Umfeld, in welchem sich der kunstGarten befindet. Sie ist in dieser Gegend und in dem Haus ihrer Großmutter, welches heute den kunstGarten darstellt, aufgewachsen und lebte bis zu ihrem 12. Lebensjahr in dieser Umgebung. Frau Horn hat Germanistik und Geschichte studiert und war lange Zeit als Lehrerin tätig. Ferner ist sie immer im Kulturbetrieb tätig gewesen, daher ist es ihr umso wichtiger, Kultur weiterzugeben.
Kunst ist ein Lebensmittel!-Irmi Horn
Pier Paolo Pasolini, geboren am 5. März 1922 in Bologna, war ein italienischer Filmregisseur, Dichter und Publizist. Er wuchs in Bologna auf, wurde jedoch sehr von seinen Großeltern und der Umgebung, in der sie lebten, geprägt. Seine Großeltern lebten im ländlichen Städtchen Casarsa della Delizia. Das ländliche Städtchen war eine große Inspiration für seine späteren Werke. Im Alter von 7 Jahren begannen seine schriftstellerischen Bemühungen, daraus entstand ein Lyrikbuch in friaulischer Sprache. In den 1960er Jahren entdeckte Pasolini das Medium Film und setzte sich kritisch mit den Missständen der italienischen Gesellschaft im autoritären System sowie mit zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander. Die Charaktere in seinen Filmen sind meist von der Gesellschaft ausgegrenzt. Das Besondere an Pasolinis Filmen ist, dass er durch die Verwendung von Laiendarstellern aus dem Original-Milieu den Film in einer lebendigen und realen Darbietung erscheinen lässt.
In der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen im Jahre 1975 wurde Pasolini ermordet. Sein plötzlicher Tod birgt bis in die Gegenwart Rätsel auf, da es widersprüchliche Aussagen seitens der Verdächtigen gibt. Pasolini war vor seinem Tode mit einer journalistischen Arbeit über die Verwicklungen des italienischen Geheimdienstes in schwere terroristische Anschläge in Italien zum Zwecke der Stärkung des Sicherheitsapparates beschäftigt und äußerte seine Vermutungen auch öffentlich. Dies könnte ein möglicher Grund für seinen Tod sein.
Im ZimmerKino des kunstGarten wurde anlässlich seines 40. Todestages der Film „Der Schweinestall“ von Pasolini aus dem Jahre 1969 gezeigt. Er handelt von einem jungen Einsiedler in einer vulkanischen Wüste, welcher zum Anführer einer Kannibalenhorde wird. Der Sohn eines deutschen Großindustriellen der Nachkriegszeit hegt seine Liebe zu Schweinen, was zum Anlass der Erpressung zwischen dem Vater und einem Korrupten, welcher ein ehemaliger Naziverbrecher ist, wird. Der Schweinestall stellt dabei die Gesellschaft dar und all jene, welche nicht gehorsam sind, werden gefressen.
Pasolini vermittelt mit diesem Film seine Enttäuschung über die Gesellschaftsformen, prägend für „Der Schweinestall“ waren der Marxismus, das Christentum und die Verbrechen des Dritten Reiches. Es ist ein Pamphlet über die Situation der italienischen Nachkriegszeit.