Ende 2015 / Anfang 2016 soll mit sechs Millionen Euro der Banklizensierungsprozess der Bank für Gemeinwohl bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) beginnen. Danach wird weiter Genossenschaftskapital eingeworben. Ende 2016 / Anfang 2017 soll dann auch die eigentliche Bank ihre Geschäftstätigkeit eröffnen. Jetzt startet die Steiermarkkampagne und lädt neue Genossenschafter*innen ein ihr Geld anzulegen. Josef Zotter bewirbt sie als prominenter Unterstützer.
Geld steht klar im Vordergrund, wenn man sich das Wirtschaften von Banken und unser derzeitiges Leben anschaut. Auch die Bank für Gemeinwohl will das nicht ändern. Sie ist ein Versuch “eine Bank (zu gründen), die dem Menschen dient und nicht umgekehrt”. Dabei soll sie als “gesellschaftspolitische Akteurin” agieren und wird somit quasi als revolutionärer Systemwandel gepriesen. Wir müssen nichts an unserer derzeitigen Lebensweise ändern und retten gleichzeitig die Welt, denn das Geld macht das ja für uns – oder?
Was hier fehlt ist eine generelle Kapitalismuskritik. Nur durch reformistische Ansätze innerhalb des Bankenwesens werden wesentliche Abgründe unserer Gesellschaft nicht überwunden. Es gibt keine Bank, die dem Menschen dient, wenn sie mit Geld wirtschaftet und sich in unser kapitalistisches System so nahtlos einfügen lässt.
Text zur weiteren Lektüre: John Holloway’s “Aufhören, den Kapitalismus zu machen”
Die Entwicklungen des Kapitals finden in fortgeschritteneren und weniger fortgeschritteneren Situationen statt. In manchen Teilen der Welt wird Menschen mehr Ausbeutung aufgelastet, in anderen Teilen profitieren Menschen davon. Und auch innerhalb der profitierenden Gegenden gibt es “Verlierer*innen” des Systems. Letztlich wird ein Ausschluss konstruiert, der sich in der Realität von immer mehr Menschen zeigt: Einer, der Menschen nie bessere Lebensbedingungen erreichen lässt. Das wurde durch Kolonialismus begründet und wird in der wirtschaftlichen Ausbeutung und der politischen Unterdrückung von Menschen fortgeführt.
Der Besitz vom “privaten Gut” fußt also auf einer Ungerechtigkeit die keinerlei Schutz oder Wahrung bedarf. Wenn wir für eine gleichberechtigte Welt kämpfen, dann sollten wir lieber “alles für alle” fordern – und das auch nicht innerhalb von Staatsgrenzen, wie es die Vorstellung / der Wunsch nach “öffentlichem Gut” erzeugt. Durch das Bankensystem – egal nun welche Ausformungen – wird Privatbesitz gesichert. Viele Menschen haben das nicht. Daher geraten sie u.a. auch in die Schuldenfalle.
Exkurs zum Thema Schulden und Menschen, die sich gegen das Schuldensystem wehren.
Meiner Meinung ist es illusorisch an die guten Seiten des Geldes zu glauben. Geld ist und bleibt scheiße. Mehr Geld führt nie zu mehr Gemeinwohl und Lebensqualität, sondern nur zu mehr Gier und Elend. Wer Geld zur rettende Entität erklärt, ist auf dem Holzweg. Solidarität und der gemeinsame Kampf für eine andere Gesellschaft wird nicht durch ein alternatives Bankensystem erreicht, sondern wird (schon jetzt) außerhalb dieser Logik gelebt und umgesetzt.
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