Kommentar zum Repaircafe und geplanter Obsoleszenz und Postwachstumsökonomie

Seit 2013 findet in der Steiermark regelmäßig das Repair-Cafe statt. Vor sechs Jahren führte Frau Martine Postma das erste Repair-Cafe in Amsterdam durch. Dann kam die Idee ins Wachsen und wuchs und wuchs. Heute gibt es Repair-Cafes in China, Japan, Australien.

Martine Postma, Quelle: repaircafe.org

Über 13500 Produkte weltweit konnten repariert und somit vor dem Wegwerfen gerettet werden und manches Geldstück brauchte nicht für neue Produkte ausgegeben werden. Eines freilich ist unabdingbar für das Reparieren von Produkten: Sie müssen reparierbar erzeugt werden. Viele Produkte werden gerne so produziert, dass sie erstens kaum mehr reparierbar sind und zweitens schnell kaputt werden. Warum ist das so? Weil zumindest in der westlichen Welt die meisten Menschen mit dem allernötigsten ausgestattet sind, und die Leute keinen zweiten Kühlschrank oder vierten Fernseher brauchen. Damit aber unser Wirtschafts- und angebliches Wohlstandssystem weiter existieren kann, muss – auf Teufel komm raus – konsumiert werden. Denn sonst würde unsere Wirtschaft nicht wachsen. Es muss immer weiter konsumiert werden und es muss immer mehr Geld in Umlauf gebracht werden. Nur so funktioniert unser Wirtschaften und nur so kann unser Lebensstandard aufrecht gehalten werden. Zumindest wird uns dies seit einigen Jahrzehnten erfolgreich eingeredet. Innerhalb dieser Mentalität ist das Repaircafe ein erfolgreicher Stolperstein.

Was ist, wenn immer mehr Menschen das Repair-Cafe aufsuchen und dieses eine selbstverständliche Einrichtung in jedem Dorf wird? Wenn viele Menschen reparierbare und langlebige Gegenstände vorziehen und die produzierende Wirtschaft doch darauf einsteigt? Wenn weniger produziert wird, wird weniger CO² in die Luft geblasen. Das hält den Klimawandel hintan. Soweit logisch. Uns wird seit Jahren eingeredet (leider mit Erfolg), dass wir Wirtschaftswachstum brauchen, um den Wohlstand und die sozialen Sicherungssysteme zu halten. Davon mal abgesehen, dass diese Probleme mit einer gewissen Kreativität lösbar sein müssen, darf ich anmerken, dass unser Wohlstandsystem schon mehr als eine Erde verbraucht (ökologischer Fußabdruck). Wenn wir so weitermachen, haben zwar einige Generationen (materiellen) Wohlstand, aber was dann, ab dem Jahre 2100?

2016: Das Repair-Cafe erfährt immer mehr Zuspruch und Interesse. Das allein wird nicht die Welt retten, ein Baustein für alternative wirtschaftliche Strukturen kann es aber sein. Übt also bitte Druck auf diverse Firmen und Konzerne aus, reparierbare Produkte zu erzeugen!

Die VON UNTEN Redaktion hat mit dem Initiator vom Repair-Cafe Graz, Andreas Höfler, gesprochen. Hier das Interview:

 

 

 

 

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