Von Graz bis zum Balkan: Europaweit verschwinden frei fließende Flüsse aus dem Landschaftsbild. Die Naturschutz-NGO Riverwatch hat sich speziell dem Schutz unserer Wasseradern verschrieben, und dazu aktuell die Kampagne „Rettet das blaue Herz Europas“ gestartet.
Im Fokus der Kampagne steht, wie vor einigen Wochen von Von Unten berichtet, der Schutz der unschätzbaren Flusslandschaften auf dem Balkan. Kristallklare Bäche, spektakuläre Wasserfälle, tiefe Schluchten, Auwälder und große Wildflüsse mit riesigen Schotterinseln sowie die außergewöhnliche Artenvielfalt zeichnen dieses Adernetz aus. Als letztes Gebiet in ganz Europa dürfen Flüsse hier noch frei fließen, weshalb das Gebiet als besonders schützenswert erachtet wird. Doch rund 2.700 geplante Wasserkraftwerksprojekte bedrohen dieses Naturjuwel, das bedeutet, dass fast kein Fluss von Eingriffen verschont bliebe. Auch vor Nationalparks und Naturdenkmälern wird kein Halt gemacht.
Ende Juli fand in Bajina Basta in Serbien an der Drina Europas größter Fluss-Event statt: die Drina Regatta. Rund 20.000 Menschen paddelten zum 24. Mal auf Schlauchbooten, Kanus und traditionellen Holzflößen die Drina hinab. Erstmals demonstrierten in diesem Jahr NGOs gemeinsam mit Fischereiverbänden gegen den geplanten Bau von Wasserkraftwerken an der Drina. Die Drina ist der wichtigste Fluss für den Huchen, eine global bedrohte Fischart, die bis zu 1,8 Meter lang wird und auch in der Mur noch Vorkommen verzeichnet. Da der Fisch langfristig in gestauten Flüssen nicht überleben kann, geht sein Lebensraum auch hier in Graz durch die geplanten und schon gebauten Staustufen immer weiter zurück. Die Protest-Aktion mit Huchen-Atrappe (wohl der kleine Bruder der Grazer Version) auf der Drina wurde von Naturschutzorganisationen aus Bosnien-Herzegowina und Serbien sowie der internationalen NGO Riverwatch gestartet.
„Mit unserer Balkanflüsse-Kampagne wollen wir die wertvollsten Flüsse zwischen Slowenien und Albanien retten – für Arten wie den Huchen, aber auch für die Menschen. 20.000 Teilnehmer an dieser Regatta beweisen wie attraktiv frei-fließende Flüsse für uns sind. Versuchen Sie ‘mal eine Flussregatta auf einem Stausee…“
So Ulrich Eichelmann, Koordinator der „Rettet das Blaue Herz Europas“- Kampagne von Riverwatch. Nur wenige haben ihn je gesehen, aber der Huchen schwimmt auch mitten durch die Innenstadt von Graz, wie man in folgendem Video mit Huchen-Experte Franz Keppel alias „Huchenfranz“ sehen kann:
Solidarische Grüße von der Mur an die Fluss- und Huchen-Retter*innen am Balkan!